Des Teufels General Carl Zuckmayer


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Interpretation

Im Drama Des Teufels General von Carl Zuckmayer ist General Harras die zentrale Figur. Von Anfang an hat er sich der Fliegerei verschrieben. Den Nationalsozialismus, in dessen Diensten er steht, lehnt er als ein teuflisches System instinktiv ab. Doch ist er in seinem Kern zu weich, um sich für die Seite der Widerstandskämpfer zu entscheiden. - Eines Tages spricht sein verwundeter Fliegeroffizier Hartmann bei ihm vor. Hartmann war anfangs ein 'gläubiger' Nationalsozialist gewesen. Erst als er zusehen musste, wie die SS ein Ghetto 'durchkämmte', gingen ihm die Augen auf. In letzter Stunde tritt er dem Kreis der Widerstandskämpfer bei. 

Im Gespräch, das beide miteinander führen, sagt der junge Fliegeroffizier zum General: „Ich möchte Sie etwas fragen. Vielleicht werden Sie mich auslachen. Glauben Sie an Gott?" Nach einer langen Überlegungspause antwortet ihm der General: „Ich weiß es nicht. Er ist mir nicht begegnet. Aber das lag an mir. Ich wollte ihm nicht begegnen. Er hätte mich - vor Entscheidungen gestellt, -denen ich ausweichen wollte. Ich habe an das Erdenkbare und an das Erkennbare geglaubt. An das, was man prüfen, entdecken kann. Aber die größte Findung aller Zeiten habe ich nicht erkannt. Sie heißt Gott... Ich kenne ihn nicht. Aber ich kenne den Teufel. Den habe ich gesehen - Aug in Auge. Drum weiß ich, dass es Gott geben muss..."   Hartmann hofft, auf einem näherliegenden Weg weiterzukommen. Deshalb fragt er den General: „Haben Sie gebetet?" „Ich glaube ja. Wenn ich sehr glücklich war", erwidert der General. „Dann muss er Ihnen doch begegnet sein!" fährt der Fliegeroffizier fort.  „Die meisten beten nur, wenn sie Angst haben." Der General: „Ich weiß es nicht. Ich habe seine Hand nicht ergriffen. Ich habe - die andere gewählt. Du aber, - wenn du mich fragst -, du darfst ihm vertrauen." „Es ist sehr schwer", entgegnet ihm Hartmann. Der General bestätigt es ihm: „Es war wohl immer schwer - für jeden, der gefragt hat. Für euch ist es am schwersten... Ihr seid in den Tag geboren, mit dem das Recht zerbrach. Aber glauben Sie mir - es gibt ein Recht. Es gibt einen Ausgleich... Es schlüpft kein Aal durchs Netz. Und auf den großen Fischzug folgt das große Fest. Glauben Sie, Hartmann - glauben Sie getrost an das göttliche Recht! Es wird Sie nicht betrügen."   (Carl Zuckmayer, Des Teufels General, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1973, S. 140f.) 

Es wird heute oft genug erklärt, der Mensch sei nichts anderes als ein Produkt seiner Umwelt, der gesellschaftlichen Verhältnisse. Wie aber ist es möglich, dass sich immer wieder Menschen gegen das Unrecht in ihrer Umwelt erheben? Wir können es nur so erklären, dass der Mensch als einmalige und unwiederholbare Person dem unbedingt Wahren und Guten zugeordnet ist. Solange der Mensch nicht völlig aus dieser Zuordnung herausfällt, behält er ein Gespür für das, was eigentlich sein sollte. Je mehr er sich jedoch selbst verliert, um so weniger vermag er das Rechte vom Unrechten zu unterscheiden. Indem er sich nicht mehr von seiner Wesensmitte her bestimmt, verfällt er den Einflüssen seiner Umwelt. Die Suche nach der eigenen Identität eröffnet denn auch den Raum, in dem ein wirkliches Glaubensgespräch möglich wird. Das macht die Unterredung zwischen dem General und seinem jungen Fliegeroffizier im Drama  Des Teufels General von Carl Zuckmayer deutlich. Im General und dem Fliegeroffizier stehen sich zwei unterschiedliche Persönlichkeiten gegenüber. Der Fliegeroffizier war ein 'gläubiger' Anhänger eines Systems, von dem er sich das Heil versprach. Als ihm die Augen geöffnet wurden, zögert er nicht, auf die Seite des Widerstandes zu treten. Wo aber sollte für ihn nach dieser Enttäuschung das Heil zu finden sein? Diese Frage lässt ihn Ausschau halten nach Gott. Die Ungewissheit jedoch, die solch einem Suchen innewohnt, führt ihn zum General. Der General ist offensichtlich kein Mann der Entscheidungen. Wo er sich wirklich entscheiden muss, weicht er aus. Das zeigt sich hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber jenem teuflischen System, in dessen Dienst er steht. Obwohl er es durchschaut und innerlich instinktiv ablehnt, findet er nicht den Mut, auf die Seite des Rechtes zu treten. So wächst er nicht über das Mitläufertum hinaus. Diese Unentschlossenheit offenbart sich auch in seinem Verhältnis zu Gott. Weil er sich bewusst ist, dass Gott ihn vor Entscheidungen stellen wird, weicht er einer Begegnung mit ihm aus, indem er sich an das Nächstliegende, das Erdenkbare und Erkennbare hält. Er flüchtet in das, was man nachprüfen kann, aber nicht vor die Entscheidung, die Konsequenzen mit sich bringt, stellt. Daher antwortet er auf die Frage, ob er an Gott glaube:  „Ich weiß es nicht. Er ist mir nicht begegnet. Aber das lag an mir. Ich wollte ihm nicht begegnen... Ich kenne ihn nicht." Dem Fliegeroffizier hingegen empfiehlt er, Gott und seinem Recht zu vertrauen, obwohl dies sehr schwer sei. Hier zeigt sich, dass es leichter ist, anderen Menschen beizubringen, wie man handeln sollte, als einer dieser Menschen zu sein und der eigenen Lehre zu folgen.   Das Bekenntnis des Generals macht uns auf etwas sehr Wichtiges aufmerksam: Wer Gott begegnen und ihn erkennen will, darf den Entscheidungen, vor die ihn Gott durch das Leben stellt, nicht ausweichen. Nur wer Gottes Hand, die er uns in den konkreten Situationen des Lebens entgegenstreckt, ergreift, kann ihm begegnen. Das heißt: alle wirkliche Gotteserkenntnis erwächst aus der Glaubensentscheidung, die im Vertrauen vollzogen wird, dass Gott und sein Recht den Glaubenden nicht betrügen werden. Mit einer solchen Entscheidung ist der Mensch immer allein, genauso wie er im Sterben allein sein wird. Denn immer ist es der einzelne, den Gott anspricht, um ihm die Hand zu reichen. Ja, erst im Angesprochenwerden durch Gott wird der Mensch zum einzelnen, der sich deutlichen Angesichts von allen anderen unterscheidet. Unter diesem Gesichtspunkt steht immer nur der einzelne vor Gott, weil es immer nur der einzelne ist, den Gott ruft, um ihn von seinen bisherigen Bindungen zu befreien.

Weitere Informationen über Des Teufels General
  1. Carl Zuckmayer
  2. Fragen zu Des Teufels General
  3. Erläuterung der Wörter im Des Teufels General
  4. Film 
© Peter Yang 22.September 1999 (Wenn Sie diese Seite benutzen, emailen Sie mir bitte.)